Auf der Grundlage seiner oder ihrer Investitionsplanung kann der/die künftige Publizistik-Unternehmer(in) eine Art Geschäftsplan erstellen. Der sollte aus mindestens drei Teilen bestehen und außer der Kapitalbedarfsrechnung noch die Finanzierungsplanung und die Liquiditätsplanung umfassen.
Soll die Hausbank zwecks Einwerbung eines Existenzgründungsdarlehens beeindruckt werden, sollten diese Punkte zu einem regelrechten Businessplan ausformuliert und noch um eine Erörterung der Kalkulationsmethode erweitert werden.
Mit der Kapitalbedarfsrechnung wird der strukturelle Bedarf an Finanzmitteln ermittelt, mit der Liquiditätsplanung der aktuelle. Diese beiden Punkte müssen sorgsam auseinander gehalten werden. Gerade Journalisten fallen hier leicht auf die Nase. Ein Beispiel: Der journalistische Existenzgründer startet mit gut dotierten Serienaufträgen dreier große Magazine, hat den Vertrag für mehrere Halbstundensendungen mit den Öffentlich-Rechtlichen in der Tasche und schreibt Beiträge für das Business-TV eines großen Automobilherstellers. Er startet also sehr erfolgreich und macht hohe Gewinne. Die Liquiditätslage ist dementsprechend ausgesprochen gut.
Dann aber schlägt das Finanzamt erbarmungslos zu und setzt nicht nur eine hohe Einkommensteuer fest, zieht zudem gleich die Mehrwertsteuer ein, sondern will auch noch satte monatlich zu entrichtende Vorauszahlungen. Der Kapitalbedarf ist also strukturell höher als die gegenwärtige Liquidität.
Deshalb sollte der Kapitalbedarf auch immer für drei Jahre im voraus geplant werden. Dazu zählen das Anlagevermögen (Büroeinrichtung, PC, Kfz), Verbrauchsmaterial, Anlaufkosten und Gehalt (auch das eigene), laufende Versicherungen und Steuerrückstellungen sowie Ansparinvestitionen für Ersatzbeschaffungen.
Dazu drei Tipps: Existenzgründer schätzen ihren tatsächlichen Kapitalbedarf in der Regel immer zu niedrig ein. Verdoppeln Sie Ihren Ansatz, und rechnen Sie durch, ob das Ganze noch zu finanzieren ist! Stecken Sie Ihr eigenes Kapital nicht in Vermögenspositionen, für die Sie relativ leicht und zudem oft sehr günstig Fremdkapital bekommen können (Geschäftswagen, PC, Hörfunktechnik).
Auch für Journalisten gibt es sehr vorteilhafte Existenzgründungsdarlehen. Bei langfristigen Projekten mit hohem Kapitalbedarf für die Vorfinanzierung (Film, Hörspiel, Business-TV) helfen sogenannte Zessionskredite auf der Basis Ihrer Forderungen an den Auftraggeber oder der Verkauf der Kundenforderungen an ein Factoringinstitut.
Bei der Finanzierungsplanung geht man vom errechneten Kapitalbedarf aus und zieht davon zunächst die öffentlichen Zuschüsse (Medienförderung oder auch individuell über das Arbeitsamt) sowie die öffentlich geförderten Darlehen ab. Danach gelangen noch Lieferantenkredite (PC-Hersteller sind hier großzügig) und Bankdarlehen auf die Abzugsliste. Was dann übrig bleibt, ist der Eigenkapitalbedarf, und der sollte das verfügbare Eigenkapital eben nicht überschreiten.
Die Liquiditätsplanung auf dieser Grundlage vorzunehmen ist eine einfache Sache. Hier gilt die simple Faustregel: Die laufenden Einnahmen abzüglich der laufenden Ausgaben ergeben den Cash Flow. Und der sollte zumindest in der Quartalsrechnung ausgeglichen sein.
Auch hier hilft wieder ein einfacher Trick: In eine Monatstafel werden für ein Jahr sämtliche regelmäßige Einnahmen (feste freie Verträge, Vorauszahlungen auf langfristige Projekte) eingetragen. Dem werden in einer zweiten Monatstafel die laufenden Ausgaben gegenübergestellt. Der Sockelbetrag der regelmäßig zu kalkulierenden Einnahmen sollte dabei bei mindestens 40 Prozent der laufenden Ausgaben liegen.
In eine zweite Spalte der Einnahmetabelle werden dann die möglichen Projekte und deren Umsatzerwartungen eingetragen. In die zweite Spalte der Ausgabentabelle werden notwendige Investitionen notiert. So erhält man einen guten Überblick über sich anbahnende Liquiditätsengpässe, die durch Rückstellungen, Investitionsverschiebung oder kurzfristige Darlehen überbrückt werden können.
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Wasi (Montag, 25 November 2013 18:40)
Die Liquiditätsplanung ist in einer Selbstständigkeit sehr wichtig. Denn Zahlungsunfähig zu werden bedeutet fast immer das aus der Selbstständigkeit. Eine Zahlungsunfähigkeit tritt dann ein, wenn ein Unternehmen über einen Zeitraum von 3 Wochen, 10 Prozent und mehr der fälligen Verbindlichkeiten nicht bedienen werden. [Quelle: http://www.finance-magazin.de/bilanzierung-controlling/finanzplanung/vor-der-insolvenz-ist-detaillierte-liquiditaetsplanung-gefragt/ ]
Das muss nicht sein, wenn eine saubere Liquiditätsplanung vorhanden ist. Denn ist ein Zahlungsengpass in Sicht, so wird er rechtzeitig bemerkt und es kann entgegen gelenkt werden.
Gruß,
W.