Ethik wozu - Kant hat es begründet, Teil 1

 

Mit seiner Schrift „Grundlegung zur Metaphysik der Sitten“ versucht Immanuel Kant, die transzendentallogische Frage nach der Möglichkeit sittlicher Apriori zu beantworten. Genau an diesem Nachweis sittlicher Vorgegebenheiten oder Apriori hat sich ja auch das Böckenförde-Paradoxon entzündet.

 

Kant wählt den methodischen Dreischritt und will auf diese Weise von der „gemeinen sittlichen Vernunfterkenntnis“ über die „Metaphysik der Sitten“ zu einer „Kritik der reinen Vernunft“ gelangen. Mit diesem Projekt will Kant die Möglichkeit einer rationalen Ethik untersuchen. Eine solche Ethik steht im Gegensatz zu einer praktischen Anthropologie und kann begründet werden, wenn es gelingt, den Bereich genauer zu analysieren, in dem Gegenstände eines möglichen guten Willens konstituiert werden.

 

Dabei ist der Übergang von der „gemeinen sittlichen Vernunfterkenntnis zur philosophischen“ in methodischer Hinsicht ganz entscheidend. Und hier geht es bei Kant gleich hart zu Sache. Er legt nämlich die Ausgangsfrage vor, welcher Größe das Prädikat „gut“ zugesprochen werden kann. „Talente des Geistes“ oder auch „Eigenschaften des Temperamentes“ sind recht ambivalente Größen, die zum Regulativ nicht tagen. Glücksgaben können dem Menschen zwar Mut verleihen, aber können ebenfalls nicht als das gesuchte Regulativ begründet werden. „Es ist überall nicht in der Welt, ja überhaupt auch außer derselben zu denken möglich, was ohne Einschränkungen könnte für gut gehalten werden, als allein ein guter Wille“, begründet Kant. Der gute Wille kann nämlich als Regulativ betrachtet werden, das die „Gutheit“ der sekundären Größen erst garantiert.

 

Damit wird die kopernikanische Wende, die Kant für den Bereich der reinen theoretischen Vernunft bereist mit der Kritik der reinen Vernunft herbeigeführt hat, auf den Bereich der praktischen Vernunft übertragen. Die guten Eigenschaften des Menschen werden nämlich nicht mehr als Voraussetzung des guten Willens betrachtet, sondern genau umgekehrt gilt: Der gute Wille lässt die guten Eigenschaften des Menschen erst gut werden.

 

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