Neues Buchprojekt: Vom Verschwinden der Wahrheit in der Politik

Warum ich über Hannah Arendts Wahrheitsbegriff im Rückbezug auf Heideggers Interpretation des platonischen Höhlengleichnisses schreiben will und dieses philosophische Buch aus politischen Gründen geschrieben werden muss

 

 

 

Seit Winfried Kretschmann im 2011 zum Ministerpräsidenten des Landes Baden-Württemberg gewählt wurde, gilt Hannah Arendt als eine Art Säulenheilige der grün-roten Landesregierung. Vor allen Dingen in der politisch überaus heftigen Auseinandersetzung um Wahrheit und Lüge im Streit um das Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 bemühen sowohl die Kritiker Kretschmanns als auch seine mit der Erarbeitung staatsphilosophischer Argumente in dieser Angelegenheit betrauten Redenschreiber immer wieder Hannah „Arendts Suche nach einem Wahrheitsbegriff in der Politik“, um dem Diskursgegner einen methodisch und inhaltlich nicht zu rechtfertigenden Umgang mit der Wahrheit in dieser politischen Debatte vorzuwerfen.

 

Es geht dabei um die Frage, wie im politischen Streit „mit den unterschiedlichen Meinungen der Vielen“ Wahrheit enthüllt werden kann. Dabei erweist sich der Rückgriff von Winfried Kretschmann und anderen auf die Gleichsetzung von Wahrheit und Kommunikation bei Hannah Arendt als Rechtfertigung eines relativistischen Wahrheitskonzeptes in politisch-taktischer Hinsicht, um eigene Positionen in einer Mehrheitsmeinung aufgehen zu lassen und dafür eine diskurstheoretische Fundierung in Anspruch nehmen zu können, als strategischer Ansatz, um den Wechsel eigener inhaltlicher Positionen aus politisch-legalistischen Gründen mit den erkenntnistheoretischen Grundlagen einer politischen Philosophie adeln zu können.

 

Dieses Vorgehen ärgert mich. Gleichzeitig ärgert mich eine nicht weiter reflektierte Bezugnahme der hier Verantwortlichen auf das angebliche Wahrheitskonzept Hannah Arendts zur Rechtfertigung beliebiger politischer Schwenks. Das hat Hannah Arendt einfach nicht verdient.

 

Da die Suche Arendts nach einem politischen Wahrheitsbegriff stark von Heideggers Interpretation des Höhlengleichnisses beeinflusst war, empfiehlt es sich, die von Heidegger herausgearbeitete Wendung in der Bestimmung von Wahrheit im Höhlengleichnisund ihre Rezeption und Verwendung durch die im griechischen Denken ausgesprochen gut geschulte Hannah Arendt bei ihrer Suche nach einem Wahrheitsbegriff in der Politik genauer zu analysieren, um die illegitime und vollkommen unbegründete Bezugnahme auf ein angebliches relativistisches Wahrheitskonzept in der politischen Philosophie Hannah Arendts als das entlarven zu können, was sie ist: taktische Spiegelfechterei ohne philosophische Grundlage.

 

 

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