Selbst Bauzäune werden in Moskau zu Projektionsflächen des Putinschen Politikverständnisses. Die Anlehnungen an den Großen Vaterländischen Krieg sind subtile Überleitungen vom kulturellen Gedenken an Widerstand durch militärische Kraft zu einem von oben verordneten Gesellschaftsbild einer neuen militärischen Supermacht.
Die Uniformisierung des Alltags ist nicht nur in Moskau deutlich zu bemerken. Sie ist weniger Ausdruck eines gewachsenen Sicherheitsbedürfnisses, wie die staatstreuen Medien dies darzustellen versuchen, sondern eher ein Reflex auf die für viele Russen zu weitgehende Privatisierung staatlicher Aufgaben und gemeinschaftlichen Vermögens. Große Teile des Sicherheitsapparates wurden 2003 privatisiert. Diese werden seit 2008 wieder direkt in die militärische Befehlskette eingegliedert. Das geschah vor dem Hintergrund der Erfahrungen des 27. April 2007.
Bei den verteilten Überlastangriffen auf estländische Server in Folge der „Bronzenacht von Tallinn stellte sich nämlich heraus, dass die gut ausgebildeten „Hacktivisten“ der politischen Nachwuchsorganisation Kreml-Jugend nicht mehr zu steuern waren. Auch als dem russischen Präsidenten eine Beendigung der Dienstblockaden aus politisch-taktischen Gründen sehr gelegen gewesen wäre, konnten die verteilten Überlastangriffe nicht gestoppt werden. Ähnliche Erfahrungen machte der russische Präsident mit anderen „outgesourcten“ Abteilungen des Sicherheitsapparates. Sie waren nicht mehr zu kontrollieren und teilweise nicht mehr zu steuern. Deshalb musste eine Reintegration in die direkt vom Präsidenten ausgehende Befehlskette her. Das aber ließ sich nur mit einer weitgehenden Militarisierung und Uniformisierung der Gesellschaft durchsetzen.
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Kabukai (Sonntag, 23 März 2014 12:04)
Guter Beitrag!
Rico Dry (Donnerstag, 02 Februar 2017 19:32)
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