Geschichtsträchtige Beleidigungen

Am 11. Juni 2019 haben zwei Kollegen meinen offenen Brief an den Bundesvorsitzenden Frank Überall zum Anlass genommen, um auf kress.de die dramatische Situation beim Deutschen Journalisten-Verband genauer zu analysieren und darzustellen. Die Kollegen haben sich im DJV umgehört, haben mit Detlef Schlockermann einen zweiten Insider und Kritiker des Bundesverbandes befragt und im Artikel zitiert und damit eine exzellente Arbeit abgelegt. Nun gehört es ja im DJV-Bundesverband zu den üblichen Betriebsgeräuschen, dass jeder Kritiker sofort übel beschimpft wird. Zur Erledigung dieser demokratietheoretisch etwas umstrittenen Aufgabe hat der Bundesvorstand unter Frank Überall ja schon vor Jahr und Tag eine „Task Force“ für Social Media ins Leben gerufen.Das Gründungsdokument sei hier auszugsweise mit veröffentlicht.

 

Ich würde nun diese Task Force nicht unbedingt Troll-Truppe nennen oder mit Trollfabriken im politischen Raum vergleichen. Dazu sind sie zu unprofessionell. Die meisten Mitglieder dieser Task Force haben bisher noch nicht wirklich journalistisch erfolgreich gearbeitet, und sie kennen sich auch in Social-Media-Fragen nicht besonders gut aus. Jedenfalls haben Mitglieder der DJV-Task-Force nach Erscheinen des ausgezeichnet recherchierten Beitrags auf Kress.de ihre teilweise schon recht seltsamen Kommentare hinterlassen. Michael Busch, der Vorsitzender des bajuwarischen Landesverbandes hat sich gar zu einer recht breit diskutierten Zitatfälschung in seinem Kommentar hinreißen lassen, weil er offenbar meint, wenn man dem verbandspolitischen Gegner ein erfundenes Zitat in den Mund legt, könnte man ihn vielleicht ein wenig diskreditieren. Seine Rückzugsstrategie, nachdem er bei dieser Zitatfälschung erwischt wurde, spiegelt so ungefähr das entsprechende journalistische Niveau wider.

 

Neben Michael Busch äußerte sich dann auch noch Eva Werner, deren glanzlose Tage als Angestellte des Bundesverbandes bereits seit einigen Monaten ihr Ende gefunden haben.

Das veranlasste den Kollegen Detlef Schlockermann, der Dame Werner eine Mail zu schreiben, die ich hier veröffentlichen darf. Ich nehme den Kommentar von Eva Werner übrigens zum anlass, in meinen Lehrveranstaltungen, immer dann, wenn ich auf Victor Klemperer und sein Lingua Tertii Imperii und dessen Bedeutung für uns Journalisten zu sprechen komme, den Screen-Shot von Eva Werner herzeigen, um auf die Gefahren von unreflektiertem Sprachgebrauch der Ahnungslosen hinzuweisen. Hier die erhellende Mail von Detlef Schlockermann:

 

 

Liebe Eva,

ich gehe davon aus, dass Du einverstanden bist, wenn wir uns als Gewerkschaftskollegen duzen.

Ich schreibe Dir, ich selber bin nicht mehr bei FB, weil mich Freunde auf ein posting von Dir aufmerksam gemacht haben. Darin kommentierst Du den Artikel bei kress.de über den Interessenkonflikt des DJV Bundesvorsitzenden Frank Überall.

In der Sache kann man ja durchaus anderer Meinung sein. Deine Wortwahl empfinde ich jedoch als außerordentlich befremdlich.

So bezeichnest Du mich und Peter Welchering als "notorische Querulanten". Das ist deshalb so überaus befremdlich, weil wir uns persönlich gar nicht kennen und vermutlich auch niemals getroffen haben.

Ich bin nicht sicher, was Du mit dem Vorwurf der Querulanz genau gemeint hast.

Mit dem Begriff wird eigentlich ein Mensch bezeichnet, der unnötige Prozesse anzettelt. Ein "Querulant" pocht auf Rechte, die er gar nicht besitzt. Sein Verhalten gilt als wahnhaft (weswegen dies in der Demokratie als Form der Persönlichkeitsstörung sogar strafmildernd sein kann). Im Nationalsozialismus wurden "Querulanten" wegen abweichenden Meinungen zusammen mit so genannten "Arbeitsscheuen" und "Wohnungslosen" inhaftiert oder in Lager deportiert.

Wie schon gesagt, wir kennen uns nicht persönlich. Deshalb interessiere mich sehr dafür, wie Du zu diesem Urteil kommst. Erlaube mir deshalb folgende Fragen:

Wieso und vor allem auf welcher Grundlage bezeichnest Du mich unbekannterweise als "notorischen Querulanten"?
Was ist damit genau gemeint? (Um Prozesswut geht es hier ja offenkundig nicht, sondern um freie Meinungsäußerung)
Ist Dir die Geschichte dieses Begriffes bewusst?

Vielleicht willst Du Deine Kritik ja neuformulieren, mit weniger belasteten Begriffen?

Mit kollegialen Grüßen
Detlef Schlockermann
Mitglied im NRW-Gesamtvorstand

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